Preisträger - virtuelle Ausstellung (© Norma + Marc Schuld, Berlin)
Der Bernstein wurde (unbearbeitet) von mir als Brosche verarbeitet.
Es ziert ihn eine Biene aus Silber, die ich teilweise mit Blattgold vergoldet habe.
Ich habe mich für die Biene entschieden, da sie für mich für den Wandel und das Umdenken in der industrialisierten Landwirtschaft steht. Die Biene leidet, weil ihr Nahrungsangebot immer einseitiger wird. Ihr natürlicher Lebensraum wird immer mehr in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt. Hierzu kommt, dass sie von Pestiziden bedroht wird.
Jedoch ist unsere Landwirtschaft dringend auf Hilfe der Bienen und anderen Bestäubern angewiesen. Gut ein Drittel unserer Nahrungsmittel wächst, weil die Pflanzen zuvor von Bienen bestäubt wurden. Ein Aussterben der Bienen hätte für uns Menschen fatale und nicht überschaubare Folgen.
Mein Schmuckstück vereint den Wandel des Braunkohleabbaus in der Vergangenheit und den künftigen Wandel in der Landwirtschaft zum Schutz der Bienen.
Der Bernstein blieb von mir unbehandelt als Zeichen, dass mehr Natürlichkeit dem Wandel helfen würde.
Phantom des Oktopus Die Zeiten haben sich gewandelt, nichts ist wie es einmal war.
Vor Millionen Jahren lebten an der Ostsee Kraken; ein dichter Tropenwald
überzog das Land, die Bäume harzten.
Es wurde bitterkalt.
Die Bäume starben ab, der Bernstein blieb.
Die intelligenten Oktopusse zogen gen Süden.
Nur wenn man genau hinschaut, treffen sie sich manchmal
und umarmen einander vor Wiedersehensfreude.
Der Greifer aus 925 Silber hält den Bitterfelder Bernstein.
Der Stein fließt aus dem Halt des Greifers.
Der an einem Edelstahlseil befestigte Anhänger, lässt sich durch Druck auf die Krone öffnen. Eine Feder im Inneren hält die Spannung.
Das Zerfließen des Bernsteins zeigt sich sowohl in der Veränderung der Oberflächenstruktur, als auch der Farbe. Das rohe Gestein verjüngt sich zu einem feinen Tropfen. Die Behandlung mit heißem Leinöl verstärkt diesen Effekt.
Das Zusammenspiel von Bernstein und Greifer lässt Raum für einen Blick in Vergangenen und zukünftigen Strukturwandel.
Ein Wandel beschreibt Veränderungen, die stetig in der Natur und in unserer Gesellschaft stattfinden.
Veränderungen, die von einem Zustand in den nächsten übergehen. Mit meinem Stück wollte ich einen Strukturwandel der Energieversorgung darstellen.
Den Bitterfelder Bernstein, gewonnen aus einem See, ein Ort, an dem jahrzehntelang Braunkohleabbau stattfand, nahm ich zum Anlass, einen Anhänger in Form eines Schaufelrades zu gestalten.
Teils aus Silber, teils aus Bernstein, ein Strukturwandel. Das Schaufelrad hängt an einer Kette aus dunklen Lavaperlen, welche die unterschiedlichsten Strukturen aufweisen und symbolisch für die Braunkohle aus dem Tagebau stehen. Die Kette ist endlos aufgezogen, um den ewigen Kreislauf des Wandels darzustellen, denn "nichts ist so beständig wie der Wandel" (Heraklit). Der glänzende Bernstein steht im Kontrast zum mit Hammer beschlagenen mattierten Silberteil, der an eine Tagebaulandschaft aus der Vogelperspektive erinnert.
Mein Stück ist ein Amulett. Einem Amulett wird oft magische Kräfte zugeschrieben und es soll sowohl Unheil abwenden, als auch Glück bringen. Ähnlich wie dem Bernstein selbst. Der Bernstein verändert die Struktur des Schaufelrades. Das bedrohlich, steif wirkende Rad wirkt durch den Bernstein lebendiger und weicher. Wie durch Zauberei wird der Bernstein Teil des Schaufelrades. Das Rad dreht sich weiter, bis eine Bernsteinschaufel abbricht. Um tatsächlich Kohle abzubauen, ist das Mineral zu instabil. Dadurch ist dem Braunkohleabbau Einhalt geboten. Eine Art Lichtblick am Horizont für den schon lange geplanten Kohleausstieg.
Zunächst stellte sich mir die Frage, wie ich den Bernstein passend zum Thema einsetzen kann.
Wie zeige ich seine Struktur? Wie kann ich mein Schmuckstück wandeln?
Meine erste Idee war, den Bernstein im warmen/heißen Zustand zu verformen. Leider funktionierte dies nicht wie gewünscht, da der Bernstein sehr dunkel wurde und fast verbrannte.
Meine zweite Idee war es, den Bernstein zu zerbrechen und mit Acrylharz zu befestigen. Durch das Zerbrechen mit dem Hammer wurden die einzelnen Kristalle sehr gelblich bis durchsichtig und er verlor seine goldbraune Farbe. Um die Steine wieder dunkler zu färben, erhitzte ich sie bis sie die gewünschte Farbe angenommen hatten. Durch das Einsetzen der Steine in die Fenster der Ringe ist die Struktur des Bernsteins nun wunderbar sichtbar.
Auch bei der Form der Ringe gab es viele Überlegungen hinsichtlich des Themas. Eckig, rund oder doch lieber eine organische Form? Schließlich entstand die Idee, mehrere Ringe miteinander zu kombinieren und somit viele verschiedene Möglichkeiten zu schaffen, diese zu tragen. Sie repräsentieren die Wandelbarkeit und erschaffen viele verschiedene Strukturen.
Aus dem Bernstein in seiner ursprünglichen Form entstand so eine neue und innovative Idee.
Das Bernsteinfenster bringt den Stein zum leuchten und zeigt wie wandelbar und modern er sein kann.
Schimmerndes Flussbett Das Schmuckstück, Ring, steht im Allgemeinen für das Symbol der Unendlichkeit.
So steht er hier in meinem Werkstück ebenso für einen ewigen Fluss und für das fortwährende Ineinandergreifen von Gegensätzen. Es stehen sich Perfektion und Imperfektion gegenüber, Vollkommenheit zu Unvollkommenheit. Dabei kann das eine nicht ohne das andere existieren.
Die unebene Seite des Rings erinnert an Zersplitterung, Steinbruch und Gebirge. Dies steht für die Gewalt von Mutter Natur. Alles ist ständig in Bewegung und nichts ist von Dauer. Die Welt lebt im immerwährenden Wandel.
Auf der glatten Seite findet sich dagegen Strukturiertheit in klaren Linien und Kanten, welche sonst nur durch menschliches Eingreifen entstehen. Diese beginnen oft neben unberührter Struktur und wirken wie eine Art Disruption im Gesamtbild. Ebenso abrupt beginnt auch in dem Ring eine klare Trennung der Oberflächengestaltung.
Der Bernstein fungiert hier als Verbindungselement. Wie ein Lavafluss verbindet er hier die Struktur zwischen den Gegensätzen beider Welten zusammen. Wie ein klarer Fluss aus flüssigem Gestein lässt den fossilen Harz die unterschiedlichen darunterliegenden Formen und Strukturen hervorschimmern. Die Lichtstrahlen fallen hindurch, spiegeln sich im Silber wider und lassen das Glitzern des Grundes immer unklarer werden, je tiefer das flüssige Gestein des gelben Schmucksteins wird.
Die Erhabenheit auf dem Ring wird im Verlauf rundherum immer kleiner. Dies soll die Veränderung oder je nach Sichtweise das Wachstum darstellen. So ist der Kreislauf des Lebens und der Natur, von wiederkehrender Schöpfung bis hin zur erneuten Zerstörung.
Mit meinem Wettbewerbsstück möchte ich den Strukturwandel sichtbar machen und eine Art Geschichte erzählen.
Man soll die Veränderung des Gebiets, von der Braunkohle zum Naherholungsgebiet, erkennen.
Mein Stück besteht aus fünf sechseckigen Silbergliedern, welche je mit einem motivhaften Element geschmückt sind. Links starte ich mit einem vernietetem Messing-Baggerrad, als Bezug zum Braunkohleabbau. das rechts anschließende ziselierte Element stellt die durchwühlte Landschaft des Tagebaus dar. Das mittlere Kettenglied soll die Veränderung und Teilung zwischen Kohleabbau und dem Naherholungsgebiet zeigen. Das Element trägt zwei Fassungen. Die linke Fassung enthält den gewünschten Bernstein in bearbeiteter Form. Um den Weg zum heutigen Zustand des Goitzsche-Gebietes zu verdeutlichen, habe ich in dem rechts anliegenden Kettenglied die Silhouette des großen Goitzschesees durch eine Sägearbeit abgebildet. Die letzte Platte trägt den Pegelturm der Goitzsche aus Messing auf sich. Die Einzelheiten habe ich per Hand graviert. Die einzelnen Platten sind durch Scharniere verbunden, deren Stifte verlötet sind.
Vervollständigt wird das Collier mit einer Kette aus sechseckigen Ösen im Verlauf und einem passenden Knebelverschluss.
Ich habe mich bewusst für die sechseckige Form entschieden, da das Sechseck in der Natur häufig vorkommt. Durch den Strukturwandel ist in der Region ein neuer Lebensraum entstanden. Er bietet vielen Arten eine neue Lebensgrundlage, so auch den Insekten. Die Bienen zum Beispiel nutzen die Sechseckform zur Ausgestaltung ihrer Waben, da es die effektivste Form der Flächennutzung ist. Des Weiteren erreiche ich mit der Sechseckform und deren geschickter Anordnung ein schönes Gesamtbild, welches dem Hals und der Brust des Tragenden schmeichelt. Durch die Scharnierverbindungen erhält das Schmuckstück etwas Bewegung und ermöglicht eine Anpassung an den Körperbau des Tragenden.
Bei diesem Schmuckstück wird mit der natürlichen Oberflächenstruktur eines Bernsteins gespielt.
Und dieser in eine für ihn sehr untypische geometrische Form gezwängt. Durch Feilen, Schleifen und Schmirgeln wandelte sich das Erscheinungsbild. Dieser Prozess der Veränderung spiegelt sich schließlich in der Oberfläche des Silbers wider.
Struktur/Wandel - das beginnt im PROZESS! Vielleicht gerade diesen in den Vordergrund zu rücken - Ergebnis offener, experimenteller, flexibler.
Wissen wir wie sich diese Welt umstrukturieren und wandeln wird? Nein. Worauf wir Einfluss haben ist das Jetzt. Mit welcher Intention gehen wir durch den Tag und die Welt? Meine Intention: Offen zu sein für eine neue Herangehensweise mit dem Bernstein. Ich wollte ihn auf keinen Fall schleifen, aufsägen, polieren, ... Ich mag die unkonventionelle, sperrige Form des Rohsteins. Wie also kann ich ihn (sowie hoffentlich auch langfristig die ganze Natur) anders behandeln, wertschätzender, platzeinräumender?
Der Bernstein ist das zentrale Element meines Stückes, der Rest nur seine Umrahmung. Behutsam ummantelte ich ihn mittels Galvanoplatz mit Silber. Dadurch wird er stabiler, ist wertig eingehüllt und wie oft in der heutigen Zeit liegt das Eigentliche im Unklaren, ist (noch) nicht sichtbar. Außerdem bedeutet das, mit einem Glavaniker eine Kooperation einzugehen - ein weiteres wichtiges Element für positiven Wandel. Paradoxerweise geht es vielleicht aber nicht nur um einen sanfteren Umgang der Menschheit mit ihrem Planeten und dessen Rohstoffen, sondern auch um wirklich tiefgreifende Veränderung. Für Letzteres soll das Schmelzen des Bernsteins stehen. Das ist die tiefgreifendste Veränderung der ich ein Material unterziehen kann. Das Urformen.
Dadurch entstehen neue Formen, und das Innere zeigt sich ausgestellt und hervorgehoben auf dem eigenhändig zurechtgeschliffenen Glasplättchen. Um den Bernstein schmelzen zu können, habe ich einige Experimente an Bernstein vollzogen. Einen davon habe ich als Verschluss mit eingebunden. Viele Experimente sind aber misslungen. Auch das ist glaube ich wichtig, um Struktur und Wandel tatsächlich zu leben: den Mut zu haben, etwas anders zu machen und damit Scheitern zu riskieren. Und dann den Mut zu haben, immer wieder weiterzumachen. So hat das Schmelzen beim geschenkten Goitzschen Bernstein letztendlich tatsächlich funktioniert.
Die von mir handgeknüpfte Aufhängung ist aus Hanfgarn, dass ich vor einer Weile geschenkt bekommen habe. Es stammt aus einer Pforzheimer Schuhfabrik, die schon um die 100 Jahre lang nicht mehr existiert und in deren Keller Hanfgarn trocken lagerte und überlebte. Wahrscheinlich ähnlich wie der Goitzsche Bernstein auch ein Material das schon zugänglich ist, und nicht unter energieaufwendigsten, ethisch und ökologisch unverantwortlichen Umständen erst geborgen oder produziert werden muss.
Offensichtliche Struktur und Wandel im ERGEBNIS? Hervorhebung und auch Überlagern der unberührten rauen Oberflächenstruktur des Rohsteins durch Galvanoplast. Und gleichzeitig tiefgreifender Wandel durch Schmelzen, das neue Formen entstehen lässt.
Haarschmuck / Brosche Dieses Schmuckstück kann man vielseitig tragen, entweder als Haarschmuck oder als Brosche.
Jeweils von rechts nach links betrachtet, kann man einen Wandel der Formen und Strukturen erkennen. So wird aus dem vorerst unbearbeiteten und unförmigen Bernstein nach und nach immer mehr eine einheitliche runde Form.
Außerdem lässt die Oberflächenbearbeitung im Laufe des Schmuckstücks nach. Beginnend mit einer sehr starken Struktur, die durch die aufgelöteten Silberkugeln etwas an einen steinigen Weg erinnert. Darauf folgen eine raue und eine mattierte Oberfläche. Letztendlich endet der Strukturverlauf mit einem glänzenden Abschluss.
Der Vergleich zwischen dem unbearbeiteten und bearbeiteten Bernstein ist gut zu erkennen.
Die einzelnen Teile mit den Formen- und Strukturverläufen sind zu einem Bogen zusammengelötet. Dieser ist dennoch kantig und symbolisiert so den erschwerten Weg vom ursprünglichen Bernstein bis hin zum fertigen Schmuckstück.
Der rohe Bernstein wird am Ende der Nadel von Silber umschlungen und so festgehalten.
Die Welt ist im ständigen Wandel.
Die Strukturen einer Gesellschaft verändern sich, sowie die Natur. Jeder ist gezwungen, sich an die Veränderungen anzupassen und den neuen Weg einzuschlagen. Doch man kann nie sagen, ob die neue Richtung einen zu seinem gewünschten Ziel bringt oder ob sie aussichtslos ist und man wieder zurückgehen muss.
Das Labyrinth auf dem Armreif spiegelt diesen Weg wider. Beim Laufen durch ein Labyrinth ist man ständig gezwungen, seinen Weg zu verändern und man weiß nicht, welche Richtung einen zum Ziel bringt oder in eine Sackgasse. Der Bernstein symbolisiert das helle Ziel, das jeder erreichen will. Doch er ist geteilt, da für jeden die perfekte Endsituation anders aussieht. Somit werden nie alle zufrieden sein und der Wandel beginnt wieder.
Das Thema Struktur und Wandel hat mich zunächst an die Entstehung der Erde denken lassen.
Und den damit immer wiederkehrenden Wechsel von Tod zu Leben, von Leben zu Tod.
So inspirierte mich besonders der Ausbruch des Vesuvs in Pompeji bei der Umsetzung des Themas.
Vom lebendigen Treibern der Stadt zum plötzlichen Tod der gesamten Landschaft. Und obwohl es alles tot war, entstand schließlich wieder Leben.
Der menschliche Körper aus Vulkangestein mit aus dem Herzen Brechender Lava steht für den plötzlichen Wandel von Leben zu Tod, als wäre man von einen auf den anderen Moment versteinert worden.
Die daraus entspringenden Federn der Flügel symbolisieren die Vielzahl der Opfer, die immer weißer werden, was für den Wandel zu neuem Leben steht.
Nautilus Die Logarithmische Spirale, das U-Boot des Kapitän Nemo aus Jules Vernes Roman und ein geplantes Raumschiff der NASA verbindet, durch die ganze Menschheitsgeschichte, ein Tier, der Nautilus.
Dieses Tier ist ein lebendes Fossil und hat somit den Wandel der Menschheit, jedes auf und ab, mit und überlebt. Der Nautilus verkörpert die Beständigkeit innerhalb des Wandels unserer Zeit.
Um das Tier naturgetreu darzustellen, habe ich verschiedene Oberflächenstrukturen gewählt: zum einen die geschmorte Kopfkappe und die mit Fräsern bearbeiteten Labialtentakel. Um die unterschiedliche Färbung der Schale darzustellen, habe ich den Bernstein teilweise strukturiert und poliert. So vereine ich verschiedene goldschmiederische Strukturtechniken in einem Schmuckstück.
Der Nautilus hat mich inspiriert, Struktur und Wandel in einem Schmuckstück zu vereinen.